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Anregungen

Blinde Menschen in der Klinik und im Altenheim

Sie sind angewiesen auf relativ einfache Hilfen. Eigentlich einfach getan, aber nur wenig Sehende stellen sich von Anfang an darauf ein. Personal und Besucher helfen blinden und sehbehinderten Menschen, wenn sie Folgendes beherzigen:

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Blinden- und Sehbehindertenseelsorge in der ELKB

 

Wir über uns

Bild: Zwei Hände streichen über grüne Getreidehalme – Foto: Mr. Nico, photocase.com

Die Blinden- und Sehbehinderten-seelsorge ist ein Arbeitsbereich der Evangelischen Landeskirche in Bayern. Im Sinne der EKD – Orientierungshilfe zur Inklusion „Es ist normal, verschieden zu sein“ nehmen wir blinde und sehbe-hinderte Menschen als gleichbe-rechtigten Teil der Gesellschaft und Kirche wahr und setzen uns für eine Teilhabe auf Augenhöhe ein.

Die hauptamtlich und ehrenamtlich Mitarbeitenden kümmern sich nicht nur um die Unterstützung von blinden und sehbehinderten Menschen in ihrem Alltag, sondern beziehen sie als aktive und kompetente Partnerinnen und Partner in unsere Arbeit ein.

Darüber hinaus ist die BSS auch eine Anlaufstelle für sehende Angehörige, Begleiterinnen und Begleiter, und Kirchengemeinden, die sich für die Interessen der blinden und sehbehinderten Menschen einsetzen und diese kompetent begleiten möchten. Da die Menschen mit einer Sehbehinderung nur einen kleinen Teil der Bevölkerung, auch in den Gemeinden, darstellen, geschieht unsere Arbeit der Blinden- und Sehbehindertenseelsorge gemeinde- und dekanatsübergreifend.

Aufgaben

Bild: Ein Ausstellungsführer unterstützt eine blinde Besucherin beim Ertasten des Kopfes eines Auerochsen, Foto: Heike Rost

Individuelle Unterstützung

Die Arbeit der Blinden- und Sehbehindertenseelsorge beschränkt sich nicht auf Begleitung bei akuten Krisen, sondern reicht weiter. So geht es bei uns um eine kontinuierliche Begleitung, Beratung und Seelsorge angesichts bleibender und voranschreitender Einschränkungen bei unwiederbringlichem Sehverlust. Unsere Kontakte pflegen wir durch direkte Gespräche bei Hausbesuchen, am Telefon, durch Briefe in Schwarzschrift und elektronisch, in Blindenschrift und auf Daisy-CD.

Unser Beitrag zum Gelingen der Inklusion

Für Menschen mit Informations-, Kommunikations- und Mobilitätsbehinderung entwickelt die Blinden- und Sehbehindertenseelsorge vielfältige Hilfen. Wir unterstützen Sie bei der Organisation von Fahrtdiensten und vermitteln gegebenenfalls Begleitpersonen, um Wegstrecken zu bewältigen. Darüber hinaus stellen wir Informationsmaterialien in Blindenschrift, als Großdruck, auf Audio- oder Daisy-CD selbst her. Ein Beispiel dafür ist das „Evangelische Gesangbuch für Sehbehinderte“, dessen Konzipierung, Finanzierung und Herausgabe in der Hauptsache den Bemühungen der Blinden- und Sehbehindertenseelsorge zuzurechnen ist.

Treffpunktarbeit

Um den blinden- und sehbehinderten Menschen immer wieder Gelegenheiten zu bieten, Bekannten und Freunden zu begegnen und andere Blinde und Sehbehinderte kennenzulernen, veranstalten wir regelmäßig Nachmittage der Begegnung, Gottesdienste und Treffpunkte in verschiedenen Regionen wie zurzeit in Bayreuth, Hof, München, Nürnberg, Schweinfurt und Würzburg. Hier steht der Gedankenaustausch, das gemeinsame Feiern und Reden über Themen der Kirche, der Gesellschaft und der Kultur im Vordergrund.

Bild: Freizeit in Rettenbach/Allgäu – Eine Gruppe rastet bei einer Bergkapelle Foto: Gerald Kick

Freizeiten, Urlaubs- und Wochenendgemeinschaften

Freizeiten sind die intensivste Form unserer Arbeit. Sie bringt Menschen verschiedener Regionen, religiöser Prägung, und unterschiedlicher Einschränkung des Sehvermögens zusammen. Die Freizeiten geben Raum für Begegnung, für den Erfahrungsaus-tausch unter Betroffenen, Entspannung, gemeinsame Unternehmungen und das gemeinsame Nachdenken über die Bibel und den Glauben.

Beratung, Seminare und Impulse für Sehende

Dieser Teilbereich unserer Arbeit ist uns besonders wichtig, da wir damit Kirchengemeinden und kirchliche Dienste darin unterstützen, ihr inklusives Angebot für blinde und sehbehinderte Menschen auszubauen. Dafür bietet die Blinden- uns Sehbehindertenseelsorge Seminare für Sehende und Mitarbeiterschulungen an, bei denen das Miteinander von Sehenden und Nichtsehenden gemeinsam diskutiert und geklärt werden kann. Eine Herausforderung besteht darin, ehren- und nebenamtliche Mitarbeitende für die Treffpunktarbeit in den Regionen zu gewinnen und zu unterstützen.

Gut zu wissen:

Blindheit und Sehbehinderung sind mehr als nur noch wenig oder nichts (mehr) sehen. Es handelt sich um ein Syndrom von Behinderungen in

  • der Mobilität („Wann, wie, mit wem komme ich an einen anderen Ort …?“)
  • der Information („Wo ist ‚da‘ und ‚dort‘ – wer sagt es mir genauer …?“- „Ich kann nichts mehr lesen – wie weiter…?“
  • der Kommunikation („Miteinander reden – ein Gesprächspartner muss ohne Augenkontakt und ohne Wahrnehmung der Körpersprache auskommen …“)                                                                                                                                                                                             Auch Kirchengemeinden stehen vor der Herausforderung, ihr Angebot barrierearm zu organisieren: Der Einsatz visueller Medien und Materialien sollte von guten Erklärungen begleitet sein; blinde Gemeindeglieder benötigen die Ansage der Lieder und anderer Informationen. Sie sollten zu Ihrem Platz und zum Abendmahlstisch begleitet werden und immer wieder (z.B. beim Kirchenkaffee) angesprochen werden.

 

Blinde und Sehbehinderte in der ELKB – statistisch:
Unter ca. 810 Personen in der Bevölkerung / Kirchengemeinde ist eine Person blind; unter 234 Personen ist eine sehbehindert; unter 182 Personen ist eine blind oder sehbehindert. Sehbehinderung beginnt da, wo ein Ausgleich mit optischen Hilfen nicht mehr möglich ist.

Sehbehinderung liegt vor, wenn nicht mehr als 30% des als normal angenommenen Sehvermögens verfügbar sind. Hingegen kann Fehlsichtigkeit mit optischen Hilfen ausgeglichen werden.
Etwa 3.200 blinde evangelische Mitglieder in der ELKB; zusätzlich ca. 1.200 hochgradig sehbehinderte und ca. 11.000 wesentlich sehbehinderte. 24% der Blinden sind den Lebensaltern zwischen 18 und 60 Jahren zuzuordnen. Über 70% sind älter als 60 Jahre – bei den meisten tritt Sehbehinderung oder Erblindung erst im späteren Erwachsenenalter auf.

 


Ermutigung

Du weißt es ja längst, Dein Augenlicht läßt nach.
Das macht Dir Angst, Du liegst nachts lange wach.
Selbstverständlich hast Du stets Dein Werk getan!
Nun hat sich ein Abgrund vor Dir aufgetan.
Der Nebel, die Schatten wollen nicht schwinden,
Dein Weg ist verschwommen, wirst Du ihn finden?
Laß Dich ermutigen, suche und sieh,
neues Leben ist möglich, das vergiß nie!

Wenn um Dich her alles bunt ist und funkelt,
die Welt sich dennoch vor Dir verdunkelt,
dann wünsche ich Dir ein tapferes Herz,
das sich der Trauer stellt und dem Schmerz
und dann im tiefsten Grund erkennt und spürt,
daß Gottes Engel Dich begleitet und führt,
seine Fackel leuchtet mit warmem Schein
und dies Licht möge stets bei Dir sein!

(Irene Kersting)


Ansehen und Begegnung

Gedanken zum Tag der Sehbehinderten (6. Juni)

„Ich sehe so, wie Du nicht siehst“? Ein wenig überraschend diese Aussage. Finden Sie das auch? „Ich sehe so, wie Du nicht siehst“. Da sieht jemand anders. Einfach deshalb, weil er weniger sieht, weil er mit einer Sehbehinderung lebt.

„Ich trau mich nicht mehr raus zu gehen auf die Strasse“, sagte mir ein älterer Herr. „Ich erkenne nicht mehr, wer mir entgegen kommt. Da grüßt mich jemand, aber ich weiß nicht wer es ist. Froh bin ich, wenn ich denjenigen vielleicht mal an seiner Stimme erkenne. Das passiert aber selten.“
Wer nicht grüßt, weil er einen anderen nicht erkennt, kann schon mal als überheblich bezeichnet werden. So, so! Der grüßt mich nicht mehr – was der bloß hat …?! Das Problem ist folgendes: Außenstehenden, das heißt voll Sehenden, ist selten bewusst: Das kann mit eingeschränktem Sehen zu tun haben. Dass einer weniger sieht, sieht man ihm ja nicht unbedingt an. Da ist es wirklich hilfreich, wenn ich mich mit meinem Namen vorstelle. Damit der andere weiß, mit wem er es jetzt zu tun hat. Doch wer kommt da gleich drauf?
Tatsache ist: Wo das Hinsehen, das Ansehen, nicht mehr so richtig möglich ist, da wird es auch mit dem Miteinander schwierig. Der stärkste Leitsinn, das Sehen, spielt hier eine ganz große Rolle. Doch nur selten ist einem dieser Vorgang bewusst:
Ich sehe jemanden. Ich erkenne, wer es ist. Und ich entscheide, ob ich jetzt mit ihm in Beziehung kommen möchte. – Ob ich stehen bleibe und ihn begrüße? Versuche ich ein Gespräch?
Ansehen haben und miteinander sprechen, jemanden ansehen und zu ihm in Beziehung treten, gehören zusammen. Und ganz in dieser Reihenfolge. Erst das Sehen, dann die Beziehung. Diese Rangfolge unserer Sinne steckt in uns drin, tief eingewurzelt in unserer Seele.

Sonntags, im Gottesdienst, wird uns der Segen Gottes zugesprochen. Und auch da beginnt es mit dem Ansehen: „Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig“. – Wir vergewissern uns hier, dass wir im Ansehen Gottes stehen.
Und bekommen darauf die Zusage, dass Gott sich uns zuwendet, zu uns in Verbindung tritt, mit uns was zu tun haben will: „Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden“. Diesen Segen Gottes geben wir weiter, wenn wir beherzigen: Als Angesehener sehe ich dich an. Und dann gehe ich noch einen Schritt weiter: Ich frage dich, ich rede mit dir.
Kann ja sein, dass jener alte Herr sich wieder mutiger unter die Leute mischt, weil er echt angesprochen wird. Und mit anderen spricht, auch wenn das mit seinem Hinsehen so eine Sache für ihn ist. Denn bei ihm ist es ja so: „Ich sehe so, wie Du nicht siehst“.
Jeder Tag sei ein erfüllter Tag im Hinsehen, im Ansehen anderer und in gelingender Begegnung mit ihnen.

(Lothar Süß)


Wir sind nicht blöd!

Haben Sie schon einmal jemanden gesehen, der beim Einkaufen alles dicht vor das Gesicht hält? Wir müssen das, denn sonst können wir die Aufschriften etc. nicht lesen. Aber oft werden wir deshalb von Verkäuferinnen oder anderen Menschen unfreundlich angesprochen: »Musst Du denn alles anfassen?«
Das Problem ist, dass man uns unsere Sehschwäche nicht ansieht. Manche von uns tragen keine Brille, weil sie nichts hilft! Andere wiederum tragen Kontaktlinsen oder eine Brille. Damit ist uns leider nur gering geholfen, denn eine Brille kann uns höchstens das nur eine bisschen näher heranholen, was wir ohnehin nur schemenhaft erkennen. Aber trotzdem sind wir nicht blöd, wie viele in unserer modernen Gesellschaft leider immer noch glauben!
Uns fehlt es zwar in einer fremden Umgebung oft am Überblick, aber den Durchblick haben wir! Nach Abschluss der Schule können wir in vielen Berufen normal arbeiten oder wenige spezielle Geräte ermöglichen uns eine normale Arbeit!

Claudia, 14
Carola, 15